Sonntag, 23. Dezember 2018
Gorgast den, 23.12.2018
Liebe Freunde, Bekannte und Neugierige,
schon wieder neigt sich ein weiteres Jahr dem Ende entgegen, lange haben viele von uns nichts gehört.

Den vergangenen Jahreswechsel verbrachten wir in trauter Zweisamkeit und genossen die absolute Ruhe der Alleinlage. Neben einigen schönen Feuerwerken in den Dörfern der Umgebung, hörten wir nur weit entfernt einige Knaller, ansonsten war es still. Kaum begann das neue Jahr, ging es auch schon mit der Gartenplanung los. Wo soll was wachsen, wo stellen wir das Gewächshaus auf, welche Pflanzen passen zusammen? Dann kam Herr Künzel mit seinem Traktor und pflügte den Garten, woraufhin die Scheiben der Grasnabe wie Teller auf der Seite standen. Wir begannen mit der Anzucht in unserer Küche, gleichzeitig war Wieland tagelang damit beschäftigt die Grasnabe zu zwei Kompostmieten aufzuschichten und Beete anzulegen. Ein halbtoter Birnenbaum wurde gefällt und das Gewächshaus aufgebaut. Für einen Teil dieser Arbeiten hatten wir auch immer wieder Hilfe von unseren Gästen. Vor allem Ulla und Dieter (Julias Eltern) waren in diesem Jahr häufig hier und haben uns wieder tatkräftig unterstützt. Die Beiden haben hier im Nachbarort eine einfache Pension ausfindig gemacht, so daß sie dort ein bis zwei Nächte übernachteten. Auch Ronja und Dennis (Julias Tochter mit ihrem Freund) besuchten uns mehrmals in diesem Jahr und halfen immer wieder mit. Mit ihnen bekam das Gewächshaus seine Folie. Als es ans Einpflanzen der Tomaten im Gewächshaus ging, besuchten uns auch Petra und Therese (Wielands Mutter und Schwester) ein Wochenende lang und pflanzten mit. Auch Julias Freundin Kerstin aus Berlin besuchte uns an diesem Wochenende für einen Tag und die Beiden kamen aus dem Reden und Erzählen gar nicht mehr heraus.



Dieses Jahr war überschattet von einigen tierischen Verlusten. Kaum ging der Winter zu Ende legte sich unser ältestes Schaf die „Schwarze“ zum Sterben nieder. Es war schön und traurig zugleich. Sowohl wir, wie auch die anderen Schafe wußten, daß dies ein Abschied wird. Und so blieb die Schwarze im Gehege unterm dem Futterstand liegen und wurde von Wieland in den letzten zwei Tagen mit extra leckerem Futter und kleingeschnittenem Obst verwöhnt. Kurz bevor sie endgültig einschlief, hatte sie noch mit den anderen beiden Schafen Emmi und Ayla, die sie zu uns begleitet hatten, eine Art Zwiesprache. Die Beiden standen längere Zeit bei ihr, als würden sie sich verabschieden. Dann war das Leben aus ihr gewichen. Einige Tage später hatte Ayla eine Zwillingstotgeburt, sie weinte und mähte dabei mehrere Tage kläglich, bis sie ihren Verlust einigermaßen verschmerzt hatte.



Nur zwei Wochen später - Anfang April - verließ uns dann auch Paul (unser Dalmatiner), den wir aus Berlin hierher mitgebracht hatten. Er hatte etwas länger gebraucht, um sich von dieser Welt zu lösen, aber schließlich hatte er sein Neues Rudel gefunden und ging hinüber. Kurze Zeit später wurde eine von unseren Katzen angefahren und starb sofort. Und im Herbst verstarb eine weitere Katze von uns. Der kranke Kater Minimax kam zu Wieland und ließ sich im Haus ein Lager bauen und verstarb nur Stunden später.

Aber wo gestorben wird, wird auch… gebrütet! Ende vergangenen Jahres hatten wir aus unter-schiedlichen Quellen unsere ersten vier Hühner mit Hahn bekommen. Eins verstarb relativ schnell, wahrscheinlich am Alter. Nach dem die Hühner uns kurze Zeit mit reichlich Eiern beschenkt hatten, begann die Brutzeit und Ende April schlüpften die ersten Küken. Neun flauschige ununterbrochen piepsende Bälle hüpften über die Hofwiese. Die Hennen zeigten den Katzen wo der Hammer hängt, die Ordnung war im Handumdrehen wieder hergestellt. Es wurde dann eng im Stall, als sie etwas größer waren und schon begann die nächste Henne zu brüten. Jetzt am Ende des Jahres haben wir zwanzig Küken groß werden sehen, wovon zehn ein neues Zuhause bekommen haben. Einige Hähne werden wir noch schlachten. Eines der Junghühner brütet bereits wieder, wobei wir diesmal die Anzahl der Eier auf zwei beschränkt haben.



Im April kam unsere Freundin Inge zurück in das Oderbruch, sie hatte eine gebrochene Schulter aus ihrem fünfmonatigen Winterurlaub mitgebracht, so daß sie Anfangs noch etwas eingeschränkt war. Wir sahen sie den ganzen Sommer über fast wöchentlich. Zu Beginn um sie zu unterstützen, später um ihr beim Auf- und Ausräumen ihres Hofes zu helfen, wobei wir immer wieder reichlich beschenkt wurden. In diesem Sommer verstarb auch Arthur (Inges Hund), der im vergangenen Winter bei uns gelebt hatte. Gemeinsam begruben wir ihn auf Inges Hof.



Inges englischer Freund kam sie auch mehrmals besuchen und wir verbanden leichtere Arbeitseinsätze bei ihr mit gemeinsamen schönem Essen: sitzen und klönen und etwas unser Englisch aufbessern. Einige Male trafen wir uns mit den Beiden auf halber Strecke in Letschin, um Döner zu essen.

Da der Sommer auch bei uns heiß und sehr trocken war, sind leider nicht alle Pflanzen gediehen, die wir vorgezogen hatten, aber unsere Tomatenernte fiel dieses Jahr so reichlich aus, das wir sogar Tomaten einkochen konnten. Dafür erschlug uns die Obsternte in diesem Jahr. Wieland kam mit dem Pflücken nicht hinterher und auch ich konnte nicht so viel einkochen und entsaften wie ich wollte. Unsere Kammer ist in diesen Winter so voll wie noch nie.

Im Juni feierten wir wieder in kleiner Runde mit Freunden vom Tauschmarkt die Sommersonnenwende, ein netter beschaulicher Abend, der mit Sitzen am Lagerfeuer endete. Zwei Wochen später gab es bei unseren Gorgaster Nachbarn traditionelle Brotfest, stets ein schöner Anlaß um viele Nachbarn wieder zusehen.

Im Juli fanden die Offenen Gärten im Oderbruch statt, unser Wynjera-Hof nahm nicht daran teil, aber Wieland stellte einen Teil seiner Kunst und seine Holzmöbel bei Freunden aus und knüpfte mehrere Kontakte. Eine Woche später besuchten uns Petra und Therese und brachten Sofia (Wielands Tochter) mit. Erst saßen wir in großer Runde zusammen und alle sprachen intensiv miteinander, da es auch um Therese Selbständigkeit ging. Dann zogen sich Wieland und Sofia zurück, erst zu den Schafen und dann in die Küche, erzählten sich voneinander und vollendeten das leckere Abendbrot. Sofia zeigte uns auch was für Musik sie gerne hörte, sehr interessant und absolut ungewohnt… und kaum waren alle miteinander warm geworden, ging der Tag viel zu schnell vorbei. Wir hoffen sehr, daß uns Sofia auch im nächsten Jahr wieder besuchen kommt.



Ein weiterer sehr schöner Besuch in diesem Sommer war der von Kai, Erik und Jas (mein Sohn, sein ehemaliger Klassenkamerad in der Grundschule und dessen Frau) mit ihrem gemeinsamen Baby und Jas‘ Vater. Es war ein schöner entspannter Tag an dem Deutsch, Spanisch und Französisch durch-einander gesprochen wurde, da Jas und ihr Vater aus Uruguay kommen. Es waren interessante Gespräche und wir freuen uns sehr, wenn wir hoffentlich im nächsten Jahr wieder von der netten Familie besucht werden.

Ebenfalls im Sommer half Wieland einem Bekannten (gelernter Elektriker und Imker) vom Tauschmarkt beim Zaunbau. Wir nutzten den dadurch möglich gewordenen Zeittausch, uns im Herbst einen Herd anschließen zu lassen. Wider Erwarten, war der Herd nicht voll funktionstüchtig, so daß ich immer noch keinen großen Backofen hatte. Dabei war das mein Hauptgrund für den Wunsch nach einem Herd gewesen; schließlich haben die Backaufträge für den Tauschmarkt so zugenommen, daß ich an manchen Wochenenden 12 bis 16 Kilo Mehl plus weitere Zutaten verbacke. Zu meiner großen Freude hatten Ulla und Dieter ein großes Herz und so bekam ich zum Geburtstag einen neuen voll funktionsfähigen Herd, der alles kann, was ich mir so wünsche. Es bedarf noch ein bißchen des Kennenlernens, meine Dinkelstollen sind dieses Mal etwas dunkel geworden. Außerdem erhielt ich noch von einer Tante väterlicherseits großzügig Geld und kaufte mir eine große, schon fast gewerbliche Teigknetmaschine. Nun bin ich bestens für alle Brotbackstoßzeiten ausgerüstet mit einer Kornmühle, einer Knetmaschine und einem Herd mit Backofen.



Im Spätsommer standen wir vor der schwierigen Entscheidung Schafe zu schlachten oder zu verkaufen, weil das Heu durch die geringe Ernte in diesem Jahr teurer geworden ist. Doch Ronja und ihr Freund Dennis, sowie Ronjas Pfadfinderfreundin Fifi über nahmen Patenschaften für den Winter für die drei Skudden, so daß die Schafe jetzt versorgt sind und weiter auf diesem Hof leben und tollen dürfen.



Außerdem sind wir gerade dabei, das zusätzlich gekaufte Land, was noch von einem Pächter bewirtschaftet wird, uns vorzeitig zurückgeben zulassen, so daß die Schafe in den nächsten Jahren mehr Weidefläche haben werden. Aber das ist eine Geschichte für das nächste Jahr…

Der Sommer verging rasend schnell und so kamen mit dem Herbst die Haupterntezeit, die Vorbereitungen für den Winter: Beete abräumen, Winter- und Frühlingsgemüse setzen, Mulchdecken kontrollieren, Regenrinnen reinigen, Wasserschläuche und Pumpe zurückbauen, Feuerholz machen, Heu und Futterrüben einlagern usw.

Inge fuhr wieder in den Winterurlaub und es wurde etwas ruhiger, aber es kam weiterhin Besuch. Ende November hatten wir dann ein vorgezogenes Adventstreffen hier in Gorgast. Mit Julias Kindern und Eltern und verspeisten wir zwei ehemals glückliche und jetzt leckere Gänse: Es war ein schöner geruhsamer Tag. Leider hatten wir an diesem Tag, mit so vielen Personen (wir waren zu acht), wenig Möglichkeiten auch einzelne Gespräche zu führen.



In diesem Jahr hat Wielands Steinbildhauerarbeit zugenommen. Es begann im Februar, mit der Bitte von Kai (Julias Sohn), für einen Berliner Freund einen Steinkopf zu hauen in der Art, wie sie auf den Osterinseln stehen, nur kleiner. Dann kamen zwei Vogeltränken und weitere „Wächter“-Köpfe für einige Bekannte vom Tauschmarkt hinzu. Alle diese Steinwerke sind wunderbare Unikate geworden, die jetzt in einigen Gärten im Oderbruch stehen. Auch einige kleinere Holzmöbel stellte Wieland dieses Jahr für den Tauschmarkt her. Wieland hat begonnen sich einen Schauer (eine Art Unterstand) zu bauen, damit er dann bei fast jedem Wetter draußen arbeiten kann. Er bekam zu seiner größten Feude neue Eisen (Meißel).

Am dritten Advent hatten wir wieder einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt im Fort Gorgast. Es waren zwei schöne, unterhaltsame und auch anstrengende Tage. Ich verkaufte Frucht-Balsamicoessige (es sind mittlerweile fünf verschiedene Sorten) und Dinkelkekse, die sich auch auf dem Tauschmarkt einer großen Beliebtheit erfreuen. Wieland stellte einen Querschnitt seines Könnens und seiner Kunst aus. Er führte unzählige Gespräche, verteilte viele Karten an Interessierte und eine wunderschöne Axt fand einen zahlenden neuen Liebhaber. Wir waren rundum zufrieden mit diesem Markt und freuen uns schon aufs nächste Jahr im Fort Gorgast.

Am 21. Dezember feierten wir mit Deniz, Kai, Ronja und Dennis Geschenketausch, dieses Mal gab es verschieden zubereitete Fische.
Jetzt werden wir uns für die Rauhnächte zurückziehen um Haus und Hof weiter durchzusortieren, das haben wir in Ansätzen schon vor zwei Monaten begonnen, Grobes wartet auf, doch geht es jetzt teilweise an den Feinschliff, aber z.B. Wielands Räume, in denen zusätzlich ein Teil der Überwinterungspflanzkübel stehen, müssen noch vollständig durchgeräumt werden.

Im neuen Jahr werden wir wieder mit den Gartenplänen und der Anzucht beginnen, auch die überzähligen Hähne und Hennen müssen von uns geschlachtet werden. Und schon dreht sich das Jahresrad von Neuem, wir freuen uns darauf und sind immer wieder glücklich, die Entscheidung hier hinaus zu gehen, getroffen zu haben.

Wir wünschen Euch eine fröhliche Weihnachtszeit und ein friedliches Jahr 2019.
Julia und Wieland

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